Das muss weg! – Störfaktoren und Hindernisse

Auf dem Bild ist ein Metallgitter vor einem Weg zu sehen. Es gehört zum Blogartikel Das muss weg!


Das muss weg! – Störfaktoren und Hindernisse

Das muss weg! – Weg mit allem, was unseren Weg blockiert!

Wir wollen uns nicht aufhalten lassen.

Wir alle haben Träume und bestimmte Wünsche ans Leben. Vielleicht möchten wir in einem großen Haus mit Garten wohnen. Möglicherweise ist ein Kinderwunsch da. Die berufliche Karriere soll lückenlos sein und möglichst steil nach oben führen. So manches Sternchen möchte ein berühmter Star werden.


Wer will sich da schon mit Störungen oder Hindernissen auseinandersetzen, die die definierten Ziele gefährden könnten?

Was tust du, wenn dich etwas ausbremst? Wenn sich dir etwas in den Weg stellt? Wenn etwas das Ergebnis deiner bisherigen Mühen gefährdet?

Ein paar Beispiele:

  • Du möchtest in den Urlaub fahren. Das Auto ist fertig gepackt, die Kinder sitzen auf ihren Plätzen. Alle sind gut drauf und endlich kann es losgehen. Du startest den Wagen und merkst beim Anrollen, dass etwas nicht stimmt. Ein Reifen ist platt. Oh nein! Nicht jetzt! Das war doch gestern abend noch nicht. Alle wieder aussteigen. Der Plan, früh genug auf die Autobahn zu kommen, um den Staus zuvorzukommen, ist hiermit gescheitert.
  • Gleich geht die Beerdigungsmesse für Oma los. Husch ins Auto, damit wir rechtzeitig in der Kirche sind. Doch halt, was riecht da so komisch? Das Jüngste hat noch schnell die Hose vollgemacht. Das war´s. So können wir nicht fahren. Als wir später durch einen kleinen Seiteneingang in die Kirche schleichen, ist das erste Lied berieits in der dritten Strophe angekommen. Alle Blicke sind auf uns gerichtet. Wie peinlich!

Dies sind nur kleine Alltagshindernisse. Alle tatsächlich erlebt.

Wie geht es dir in einer solchen Situation? Bleibst du gelassen oder ärgert es dich, wenn etwas nicht nach Plan läuft? Oder wenn dich etwas aus deiner Ordnung holt? Wie flexibel und kreativ bist du, wenn plötzlich eine Störung deinen Ablauf behindert?

Jeden Morgen stehen wir mehr oder weniger ausgeschlafen auf, oft randvoll mit Erwartungen für den Tag. Was steht heute an? Viele Menschen rauschen unmittelbar nach dem Aufwachen in einen Sog, der sie ohne Übergänge von einer Tätigkeit in die nächste treibt. Sie sausen mit Volldampf durch den Tag. Schon gestern stand fest, womit die heutigen Tagesstunden gefüllt werden sollen. Selbst die Pausen sind genau getaktet. Möglichst produktiv soll es sein. Und am Ende des Tages erwarten wir Ergebnisse.

Wir alle neigen dazu, uns mehr mit dem Ergebnis von etwas zu identifizieren als mit dem Weg, der uns (eventuell) zum angesteuerten Ergebnis führt. Daraus ergibt sich, dass wir kaum zur Ruhe kommen bis das Ergebnis zumindest erkennbar, möglichst aber bereits komplett ist. Manchmal sind wir regelrecht betriebsblind für alles, was außerhalb der Fertigstellung des entsprechenden Vorgangs liegt. Tauchen auf diesem Weg dann Hindernisse auf, die wir nicht bedacht oder einkalkuliert haben, wollen wir diese so schnell wie möglich aus dem Weg räumen.

Das muss weg! …heißt es dann.

Mein Mann Thomas baut Gitarren. Er hat vor jedem Projekt eine bestimmte Idee im Kopf, was es diesmal für eine Gitarre werden soll. Meist beginnt es ganz harmlos. Aus einem Holzblock wird ein Body ausgesägt. Ein längeres Stück Holz für den Hals gibt es auch schon. Mit viel Ruhe und Sorgfalt trägt er alles zusammen, was er braucht. Bis hierher ist alles gut.

An irgendeiner Stelle kippt dann der Schalter. So in etwa auf Hälfte der Fertigstellung. Von diesem Zeitpunkt an geht es nur noch darum, zur Vollendung zu kommen. In dieser Bauphase spüre ich bei ihm Ungeduld und die Konzentration ist eigentlich nahezu ausschließlich bei seinem Bauprojekt. Auch dann, wenn er nicht an der Werkbank steht. Alles, was ihn jetzt auf dem Weg zur Fertigstellung unterbricht, scheint wie Sand im Getriebe. Unerwünscht! In diesen Zeiten werde auch ich zum Störfaktor, sobald ich seine ganze Aufmerksamkeit für irgendwas brauche. Das Ganze beruhigt sich erst wieder, wenn die Gitarre dann tatsächlich fertig ist. Jetzt dringe ich wieder zu ihm durch. Jetzt ist (endlich) „die Luft raus“. Es geht wieder was. Thomas ist für mich wieder erreichbar.

Bis zur nächsten Gitarre.

Immer noch ist es so, dass wir Zeiten in denen wir nichts „machen“ als vertane oder gar verlorene Zeiten betrachten. Kann man überhaupt Zeit verlieren? Wir wollen um jeden Preis produktiv sein. Die Anderen sollen sehen, dass wir etwas schaffen. Ein praller Terminkalender ist immer noch nicht nur gesellschaftsfähig, sondern auch für uns ein Zeichen für rege Teilhabe. Fragt sich nur an was wir so rege teilhaben wollen. Am Rennen in den nächsten Burnout?

Ganz gleich ob es sich um einen Fleck in der Kleidung, das „Unkraut“ im Vorgarten oder um sichtbare Zeichen unseres Älterwerdens handelt. Es bringt uns schier um den Verstand, wenn wir diese „Makel“ nicht umgehend beseitigen können. Was die eigene Perfektheit infrage stellt, muss weg!

Wir pflegen gerne unser Bild von den Dingen und von uns Selbst. Wir vergessen nur dabei, dass wir durch die Brille erlernter Konditionierungen auf die Welt schauen. Unser Bild von Ordnung entspricht nicht zwingend der höher gestellten Ordnung des Lebens, der wir alle unterliegen. Das Leben jedoch möchte uns in diese höhere Ordnung einbinden. Wir gehören schließlich dazu! Und so wird das Leben nicht aufhören, genau das immer wieder zu versuchen. Es gibt dich nicht auf. Es gibt mich nicht auf. Und am Ende ist das Leben sowieso stärker als wir.

Warum wehren wir uns also gegen allles, was uns (scheinbar) aufhält? Wir verrennen uns komplett in die Vorstellung, dass es im Leben um ein zackiges Tempo geht. Und geben dem Tiefgang keine Chance. Gerade so, als ginge es ausschließlich darum, eine möglichst weite Strecke zurückzulegen. Dabei verpassen wir unter Umständen, uns der zentralen Bedeutung unserer Reise auf der Erde ausreichend zu widmen. Da ist es nur natürlich, dass der Schuss irgendwann nach hinten losgeht. Meist in der Form, dass der Körper nicht mehr mitmacht.

Und es trifft uns ganz besonders, wenn es sich bei Störfaktoren um körperliche Beeinträchtigungen handelt. Oder um wiederkehrende, störende Gedanken. Bei einigen geht der Kampf dann erst richtig los.

Ich behaupte, dass die Devise „Das muss weg“ besonders in diesem Fall diametral unserem inneren Wachstum entgegensteht. Wir sollten nicht vergessen, dass unser Körper sämtliche Informationen unseres gelebten Lebens in sich gespeichert hat. Greifen wir nun allzu schnell zur Tablette oder ziehen invasive oder gar chirurgische Eingriffe einer tieferen Beschäftigung mit uns selbst vor, so bekommen wir nicht mit, welche Themen noch einmal gespürt werden möchten, bevor sie sich endgültig verabschieden können. Wir wissen nicht, wann es darum geht, etwas loszulassen, um in ein leichteres Lebensgefühl zu finden. Damit persistieren Altlasten weiterhin im Körper und stören unser System mehr als wenn wir die Hinweise darauf ernst nehmen und uns um Integration kümmern würden. Das Trauma ist nicht weg, nur weil wir unsere Kopfschmerzen engmaschig mit Schmerzmitteln in Schach halten.

In meinem Blogartikel „Es tut weh – Heilung und Erstverschlimmerung“ beschreibe ich, warum tiefen Heilungsprozessen sehr oft Zeiten von Unruhe, ein gewisses Chaos oder unterschiedliche gesundheitliche Beeinträchtigungen voraus gehen.

Ich halte es für wichtig, dass wir uns zunehmend bereit machen, Störfaktoren, die den reibungslosen Ablauf von etwas beeinträchtigen, als Teil des Lebensweges und als Chance auf inneres Wachstum ernst zu nehmen.

Für manche Frauen sind die Wechseljahre ein regelrechter Hindernislauf. Die Hindernisse in dieser Zeit bestehen aus diversen gesundheitlichen Phänomenen, von denen sich die meisten (Blutdruck- und Stimmungsschwankungen, Schwindel, Herzstolpern, Hitzewallungen, etc.) nicht schön anfühlen. Viele Frauen kämpfen verzweifelt gegen ihre Hitzewallungen. Ich hatte über einige Jahre (und habe hin und wieder immer noch) damit zu tun.

Hitzewellen kommen mit einer riesigen Kraft. Bei mir ist es so, dass sie sich durch ein spontanes Schwächegefühl und einen Stimmungsabfall (etwa eine halbe bis eine Minute lang) ankündigen. Kurz darauf spüre ich, wie die Welle anrollt. Ähnlich wie eine Geburtswehe dauert sie üblicherweise eine bis zwei Minuten an. Das ist alles andere als angenehm. Ich halte es trotzdem für falsch, diese Kraft künstlich zu unterdrücken. Eher wäre es angesagt, dass uns Frauen der Raum für diese Phänomene auch von außen zugestanden wird. An Tagen, wo die Hitzewallungen besonders häufig oder intensiv auftreten, sollten wir nicht allzuviele weitere Verpflichtungen haben, als würdig durch diesen Feuertanz zu schreiten. Ayurvedisch gesehen sind Hitzewallungen ein Pitta-Phänomen. Ein typisches Pittamerkmal ist die Hitze. Die Wechseljahre sind der Übergang von der Pitta-Phase des Lebens in die Vata-Phase. Alles überschüssige Pitta muss raus, bevor wir wirklich für die letzte Lebensetappe bereit sind.

Frei nach dem Motto „Umwege erhöhen die Ortskenntnis“ macht es Sinn, genau mit dem zu gehen, was gerade ist. Es möchte sein. Und wenn das bedeutet, dass wir weniger schnell vorankommen oder auch einmal Unannehmlichkeiten zu überwinden haben, dann gehört das dazu. Das Leben ist nicht steril positiv. Es ist polar. Wir sind polar. Es gibt immer beides und beides möchte gelebt und gewürdigt werden.

In diesem Sinne

Alles Liebe …

Deine Daniela

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