Ich hätte es gerne ein bisschen anders

Auf dem Bild ist eine Frau mit Brille zu sehen. Und der Satz: Ich hätte es gerne ein bisschen anders.


Ich hätte es gerne ein bisschen anders

Ich hätte es gerne ein bisschen anders.
Du kennst das.
Die Sonne scheint, es ist März, die Wetter-App sagt vierzehn Grad. Ein traumhafter Tag und du hast in deiner Vorfrühlingseuphorie die Jacke zuhause gelassen…


… Jetzt stehst du an der Bushaltestelle. Der Bus hat Verspätung und der Wind fegt empfindlich um die Ecke. Fühlt sich doch ein bisschen kalt an heute. Es zerrt an deiner Laune. „Ach hätte ich doch wenigstens die dünne Jacke angezogen“. Als der Bus endlich kommt, steigst du erleichtert ein. Hier drin ist es wärmer. Du findest einen freien Platz. Den letzten. Die Mitfahrerin neben dir niest dreimal hintereinander. Du spürst den Tröpfchennebel an der linken Hand. Ach deswegen der freie Platz. Du erinnerst dich an den Bericht in den Regionalnachrichten, dass gerade eine heftige Grippewelle rotiert. Nein… bitte nicht… „Ach hätte ich doch eine Maske eingepackt“…

So oder so ähnlich….

Oft sind es Kleinigkeiten im Tagesablauf, die uns in einen Zustand der Unzufriedenheit bringen. Mir ist kalt, ich habe versäumt, die Jacke anzuziehen, die Frau neben mir niest dauernd, bekomme ich jetzt eine Grippe? Und so weiter…

Und oft sind in die Dinge, die uns am meisten stören, genau die Menschen involviert, mit denen wir es täglich zu tun haben.

  • Der Partner, der die Verabredung am Abend vergessen hat und spät nachhause kommt.
  • Die Tochter, die eine schlechte Note in der Arbeit geschrieben hat. Stundenlang habe ich mit ihr dafür geübt!
  • Die Chefin, die meint, sie könnte über meine Freizeit bestimmen. Was nimmt sie sich raus, schon wieder zu fragen, ob ich Überstunden mache?
  • Die kleine Schwester, die ungefragt meinen Pullover angezogen hat. Blöde Kuh!
  • Der Nachbar, der sein Auto schon wieder vor meiner Garage geparkt hat.

Natürlich können es auch größere Zusammenhänge sein, die nicht so sind, wie wir sie gerne hätten. Auch ich hätte die Welt so gerne ein bisschen anders als sie ist.

  • Weniger kriegerische Auseinandersetzungen
  • Mehr friedliches Miteinander unter den Nationen
  • Gerechtere Verteilung der Geld-Ressourcen
  • Genug zu essen für alle
  • Mehr Natur- und Umweltverständnis 

An besonders schwierigen Tagen bin ich es allerdings selbst, mit der ich hadere.

Ach wäre ich doch ein bisschen anders als ich bin!

  • Etwas weniger perfektionistisch, es einfach mal genügen lassen
  • Etwas weniger „dagegen“ sein, nicht mehr so viel kämpfen
  • Geduldiger, die unfreundliche Kassiererin hatte heute vielleicht einfach einen schlechten Tag und sicherlich auch ihr Päckchen zu tragen
  • Erfolgreicher, alle anderen verkaufen riesige Coaching-Pakete für horrende Summen, ich gebe Einzelcoachings
  • In schwierigen Situationen wäre ich so gerne mutiger und beherzter

Was ist es bei dir? Findest du dich hier irgendwo wieder?

Ich weiß ganz genau, dass mich die Haltung, es immer ein bisschen anderes haben zu wollen, als es ist, auf Dauer unzufrieden macht. Un-zu-Frieden. Da steckt der Begriff „Frieden“, bzw. „Un-Frieden“ drin. Und ebendies ist es. Wir kommen nicht in einen tiefen inneren Frieden, solange wir mit der Situation, so wie sie gerade ist, hadern. Es fördert unsere inneren Konflikte, die sich dann gerne in Zuständen wie Genervtheit, Nörgeligkeit oder Ungeduld äußert. Solange wir mit dem gegenwärtigen Moment im Widerstand sind, sind wir mit dem Leben selbst im Widerstand. Das kostet Kraft!

Wir kommen innerlich nicht zur Ruhe, wenn wir die Jetzt-Situation nicht mit dem Herzen annehmen können. Dem liegt eine Lebenshaltung zugrunde. Und die können wir üben.

Das bedeutet nicht, dass wir Situationen nicht verändern dürfen, wenn wir uns unwohl fühlen. Allerdings ist jede Voraussetzung für eine wirkungsvolle Veränderung erst einmal die vollständige Annahme der Ist-Situation. So, wie sie sich gerade darstellt. Wenn ich meine Jacke zuhause gelassen habe, und mir wird kalt, habe ich mehrere Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Ich könnte nochmal nachhause gehen, um sie zu holen. Um dann den nächsten Bus zu nehmen. Wenn dies aus Zeitgründen nicht geht, ist mir eben kalt. Und auch wenn sich das (vorübergehend) unkomfortabel anfühlt, muss das nicht auf meine Stimmung drücken. Der Tag ist trotzdem noch warm und hell und die Sonne scheint. Und es ist immer noch Frühling!

Sowohl in unserem Umfeld und darüber hinaus. Das ist ein Naturgesetz! Die inneren Konflokte gären in uns und wir tragen den Unmut weiter. Auch dann, und gerade dann, wenn wir uns der Mechanismen dahinter nicht bewusst sind. Warum bin ich gerade so schlecht gelaunt? Hier hilft das Spüren! Mir ist ein bisschen kalt. Soweit erst mal! Das muss noch keine Missstimmung bedeuten. Fast unmerklich geht es aber mit dem Hadern los. Ach hätte ich doch… Stop! Das ist der beste Zeitpunkt, an dem wir uns den Ablauf bewusst machen können. Durch spüren! Jetzt genau hinspüren! Jetzt wird es körperlich. Und genau dort können wir es abholen.

Welchen Weg nimmt es bei dir?

Wenn ich bewusst atme und hinspüre, komme ich in eine Präsenz. Und in der Präsenz erkenne ich, dass mir – wie oben beschrieben – lediglich ein bisschen kalt ist. Sonst nichts. Wo ist also das wirkliche Problem? Manchmal können wir spüren, wie jeder weitere Groll verpufft, sobald wir realisieren, was in uns, in unserem Körper geschieht. Da hinten kommt der Bus und wenn ich einsteige, wird mir wieder wärmer.

Das gehört zum Leben dazu. Und da diese Dynamik nicht auszuhebeln geht, können wir damit auch friedlich werden. Es wird uns ohnehin nicht gelingen, die Welt um uns herum so zu gestalten und die Menschen entsprechend zu konditionieren, dass für uns alles passend ist. Warum also Widerstand leisten, der uns unnötig Kraft kostet?

Jetzt komme ich aber auch noch zur anderen Seite der Medaille. Die gibt es schließlich auch.

Manchmal gibt es Momente, in denen ich das Gefühl habe, dass gerade alles in mir und um mich herum am richtigen Ort ist. Jede meiner Körperzellen sitzt haargenau an ihrem Platz. Ich spüre es körperlich! Ein solches Empfinden kann mich regelrecht fluten. Es stellt sich gerne dann ein, wenn ich mich voll und ganz auf die gegenwärtige Situation einlassen kann. Hier liegt der Clou! Es lohnt sich also in doppelter Hinsicht, den Frieden in mir durch weniger Hadern mit der und vollständiges Annehmen der gegebenen Situation zu fördern.
Dann fühle ich mich beseelt z.B. nach einem berührenden Einzeloaching. Und eigentlich will ich auch gar keine teuren Pakete verkaufen! Dann spüre ich, dass ich nichts weiter zum Glücklichsein brauche als das, was gerade ist. Dann bin ich ganz bei mir.

In Kürze beginnt die Fastenzeit. Diese Wochen laden dazu ein, neu hinzuschauen. Auf die eigene Lebenssituation. Wie ist es gerade?

  • Wovon gibt es zu viel? Hänge ich vielleicht zu viel in den Social Medias ab? Oder haben sich Ernährungsgewohnheiten eingeschlichen, die mir nicht gut tun?
  • Wovon gibt es zu wenig? Schaffe ich es, täglich ein bisschen Zeit in der Natur zu verbringen? Und mit mir Selbst? Ohne Ablenkung?
  • Was kann ich leicht verändern? Oft reicht schon eine Kleinigkeit, die den Unterschied macht.

Aber auch ganz unabhängig von festgelegten Zeitfenstern ist es jederzeit möglich, mich zu fragen, womit ich gerade im Widerstand bin. Was stört mich am Partner? Kann ich es ansprechen? Wächst mir irgendwas über den Kopf? An welcher Stelle kann ich eine Veränderung zum Besseren herbeiführen?

Ich wünsche dir zufriedene Momente. Tiefen Frieden. Im Innen und im Außen… vergiss nicht, dass du Frieden immer mit dir trägst, egal in welcher Situation du dich gerade befindest. Du hast also immer die Wahl…

Alles Liebe,

Deine Daniela

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