Was haben Heilung und Erstverschlimmerung miteinander zu tun?

Das Bild zeigt ein Ornament in einem Kreis und den Schriftzug: Was haben Heilung und Erstverschlimmerung miteinander zu tun?


Was haben Heilung und Erstverschlimmerung miteinander zu tun?

Was haben Heilung und Erstverschlimmerung eigentlich miteinander zu tun?

Wer sich für die klassische Homöopathie interessiert, kennt das Phänomen der Erstverschlimmerung. Ist das Mittel sorgfältig gewählt, geht es so mancher Patientin zunächst schlechter als vorher, bevor dann endlich Linderung eintritt. Aber nicht nur in der klassischen Homöopathie tritt dieses Phänomen auf.


Wer auf Heilungswegen unterwegs ist, wird um das Prinzip der Erstverschlimmerung vermutlich nicht drum herum kommen.

Viele Menschen wünschen sich tiefgreifende Heilungsprozesse.

Jede/r von uns hatte schon einmal einen dicken Schnupfen und weiß, wie wunderbar es ist, nach einer Woche oder etwas länger wieder gesund zu sein. Dies ist ein kleiner Teilaspekt von Heilung. Wirkliche Heilung ist eines der Dinge, die wir nicht „machen“ können. Wir können sie aber zulassen und die damit verbundenen Prozesse würdigend unterstützen.
Unser Körper ist grundsätzlich sehr gut in der Lage, eine Erkältung selbständig auszukurieren. Mit Bettruhe, Tee und wohltuenden Wickeln können wir das Ganze wirksam begleiten.
Verschleppen wir die Erkältung jedoch oder heilt sie aus irgendeinem Grund nicht komplett aus, kann es passieren, dass sie chronisch wird.
Obwohl wir uns irgendwann wieder besser fühlen, bleibt etwas zurück. Vielleicht sind die Nebenhöhlen nicht mehr ganz frei oder bei jedem weiteren Schnupfen meldet sich sofort ein fieser Husten.

Ebenso wie sich eine Erkältung auf Körperebene festsetzen kann, geschieht es auch, dass mentale oder seelische Verwundungen nicht ausheilen. Auch diese bleiben oft als Informationen, von uns scheinbar unbemerkt, im Körper haften.

Wir können getrost davon ausgehen, dass alles, was wir im Laufe unseres Lebens durchmachen, bzw. erleben, Informationen im Körper hinterlässt.

„Das Körpergedächtnis ist die Summe der durch Wahrnehmung, Beziehungen sowie soziale und kulturelle Einflüsse entstandenen Erfahrungen des Körpers […]
In der körperorientierten Traumatherapie wird das Körpergedächtnis als Speicherort für traumatische Erlebnisse angesehen.“ (Wikipedia)

Auch hier kann man demnach von einer Chronifizierung subjektiv schmerzhafter Erlebnisse sprechen.
Pathologische Strukturen haben sich unter Umständen über Jahrzehnte im Körper festgesetzt.

Was hat das alles denn nun mit dem Phänomen der Erstverschlimmerung zu tun?

Eigentlich ist das Prinzip recht einfach: Ein chronifiziertes Leiden muss zunächst wieder in den Akutzustand gelangen, um von dort heraus ausheilen zu können.

Die chronische Nasennebenhöhlenentzündung muss also durch ein passendes Mittel oder durch einen anderen energetischen Impuls angetriggert werden.
Vielleicht kennst du die Arndt-Schulz-Regel. Sie besagt, dass je schwächer der Reiz (Trigger) ist, die Lebenskraft umso stärker angefacht wird. Die klassische Homöopathie macht sich dieses Prinzip durch das Potenzieren der Mittel zunutze. Wir wissen, je höher die Potenz (Auflösung) eines Mittels ist, desto stärker ist der Reiz, der ausgelöst wird und umso stärker kann eine Erstreaktion ausfallen. Du bekommst es noch einmal mit den gleichen Symptomen (meist etwas abgeschwächt) zu tun, die dem akuten Krankheitsbild entsprachen.
Nun besteht die Möglichkeit, dass es ausheilen kann.

Das gleiche Prinzip geschieht bei tiefgreifenden ganzheitlichen Heilungsprozessen. Wer mit Trauma-Erfahrung zu tun hat, weiß ein Lied davon zu singen, was es bedeutet, wenn Trigger ausgelöst werden. Manchmal reicht ein Geruch, um das Komplettprogramm posttraumatischer Reaktionen in Gang zu setzen. So mancher Mensch, auch ohne Trauma-Hintergrund kennt dieses Phänomen vom Zahnarzt. Der typische Geruch in einer Zahnarztpraxis löst Alarmbereitschaft oder zumindest eine Reaktion der Wachsamkeit aus.

Nicht selten treten in einem Erstverschlimmerungs- Prozess verschiedenartige Symptome gleichzeitig oder unmitelbar hintereinander auf.

So manches Krankheitsbild wandert regelrecht durch den Körper und tritt heute an der einen, morgen an einer anderen Stelle auf. Es ist häufig nicht eindeutig zu diagnostizieren. Ich habe die Erfahrung von Ratlosigkeit bei Ärzten angesichts z.T. widersprüchlicher Symptome oder Unwirksamkeit von Medikamenten schon seit meiner Kindheit immer wieder machen dürfen. Bis heute wird das Prinzip der Erstverschlimmerung als Auslöser von ganzheitlichen Heilungsprozessen auf dem schulmedizinischen Sektor nicht wirklich ernst genommen. Vermutlich weil es zunächst uneindeutig daherkommt und es einige Zuwendung zum Patienten und Zeit braucht, um erkannt zu werden.

Während meiner Arbeit in der Familienhilfe habe ich das Phänomen von Heilung und Erstverschlimmerung ebenso beobachten können. Im ersten halbe Jahr etwa, haben sich manche häuslichen Dramen noch etwas mehr zugespitzt.
Das ist auch insofern klar, weil die bestehenden (pathologischen) Muster zunächst aufbrechen und sichtbar werden müssen, bevor der Heilungsweg beginnen kann.

Das ist der Weg. Etwas bricht auf, was vorher in uns (oder beispielsweise in einem Familiensystem) eingekapselt war. Etwas wird spürbar.

Nun kann es angegangen werden und nachhaltig ausheilen.

Gerade in dieser Zeit können wir es auch in der Welt beobachten. Alles verändert sich, einiges ist chaotisch, manches Bestehende bricht zusammen. Davon bleiben wir Menschen nicht unberührt. Wer ganzheitlich unterwegs ist, hat die Erfahrung längst schon selbst gemacht, dass die äußere Welt wie ein Spiegel der inneren Welt ist. Und umgekehrt.

Nun ist es so, dass wir im Laufe unseres Lebens einige Krankheiten durchmachen und auch durch andere schmerzhafte Prozesse gehen müssen. Nicht immer gelingt es, den damit verbundenen Vorgängen den nötigen Raum zur Heilung zu gewähren.

Meiner Ansicht nach ist die Erstverschlimmerung ein „aktiv werden“ eingeschlossener Prozesse, die als Entwicklung zu ihrer Zeit aus unterschiedlichsten Gründen nicht stattfinden konnten.

Dieser Blog ist an Frauen in der zweiten Lebenshälfte gerichtet.
Gerade wir Ü 40- Frauen haben es nicht wirklich gelernt, uns die Zeit zu nehmen, Krankheiten und Befindlichkeiten ernst zu nehmen und sie in dem Moment ausheilen zu lassen, wenn sie geschehen. Manche Frauen waren (oder sind) alleinerziehend, andere folgen einem aufreibenden Job (oft helfende Berufe, z.B. im Pflegedienst) oder sogar beides.
Und so geschieht es, dass sich vieles Verdrängte zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal meldet, um seine Chance auf Heilung doch noch zu bekommen. Gerade die Wechseljahre sind ein Lebensabschnitt, in dem unsere Hormone uns unmissverständlich darauf hinweisen, dass es einiges gibt, was noch integriert werden möchte. Im Grunde sind sie ein (individuell unterschiedlich intensiver) Weckruf, der uns dazu anhalten sollte, Versäumtes nachzuholen.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es sich lohnt, diesem Weckruf (der bei mir sehr intensiv und kompromisslos erfolgte!) zu folgen, ihn nicht unachtsam verstreichen zu lassen. Alle auftretenden Symptome tragen die Botschaft, dich um deinen Körper, dich um dich selbst zu kümmern. Du bist in dieser Zeit verletzlich. Ein Heilungsweg ist kein Spaziergang. Es erfordert eine gewisse Bereitschaft, ihn zu gehen. Wie bei einem riesigen Reinigungsprozess wird alles ausgewaschen, was du über die Jahre an Verunreinigungen angesammelt hast. Traue dich also, den Prozessen zu begegnen und suche dir dort Hilfe und Unterstützung, wo du mit deiner Verwundbarkeit angenommen wirst. Mit jedem Heilungsprozess, den du durchläufst, wird die Welt ein bisschen heiler.

Wenn du Unterstützung brauchst, dann hilft dir vielleicht ein Einzelcoaching. Du kannst es leicht über den Kalender buchen.

Ich habe zum Thema Erstverschlimmerung einiges recherchiert. Wie bei so vielem, finden wir in den Untiefen des Internets einige widersprüchliche Aussagen. Darum habe ich mich bei diesem Artikel (wie übrigens bei den anderen Artikeln auch) vor allem auf meine eigenen jahrzehntelangen Erfahrungen, selbst durch Heilungsprozesse zu gehen und andere Menschen dabei zu begleiten, gestützt.

Wie immer freue ich mich, wenn du den Artikel teilst, kommentierst oder dich für die Herbstzeitrosen-Post anmeldest.

Herzliche Grüße und beste Gesundheit für dich…

Deine Daniela

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