
Verlernen – Wie können wir Verlernen lernen?
Verlernen – Warum ist es so wichtig, eingebrannte Denkmuster wieder zu verlernen?
Machen wirtschaftlicher Reichtum, Berühmtheit oder Erfolg im Job uns nachhaltig glücklich?
Und haben wir wirklich etwas davon, in irgendwas erster zu sein?
Hmmm…. Früher dachte ich das.
Aber wenn das so ist, warum wirkt beispielsweise der amerikanische Präsident Donald Trump dann so unglücklich? Er agiert jedenfalls nicht wie ein glücklicher Mensch. Zumindest großen Reichtum und weltweite Berühmtheit kann er für sich verzeichnen. Wie erfolgreich er seinen Job macht, lasse ich an dieser Stelle unkommentiert.
Wenn es die Berühmtheit ist, die glücklich machen würde, warum gibt es dann alkohol- oder drogenabhängige Promis?
Wonach streben wir?
Wir alle streben nach besser bezahlten Jobs, nach mehr Geld als wir brauchen und dem damit verbundenen Sicherheitsgefühl. An den vielen B- und C- Promis merken wir, wie wichtig es für viele ist, gesehen und wiedererkannt zu werden. Für den Umstand, im Gespräch zu sein, nagelt so manche/r seine Schamgrenze ans Kreuz. Hauptsache im Fernsehen. Hauptsache Klicks. Ein nachhaltiges Glücksgefühl kommt dabei aber offensichtlich nicht heraus. Denn nach der Show ist vor der Show. Wie weit muss ich diesmal gehen, um besser zu sein als die anderen und genügend Aufsehen zu erregen?
Was für ein Stress!
Ich behaupte: Eigentlich wünschen sich die meisten von uns etwas völlig anderes. Und vor allem: Wollen wir in der Tiefe zufrieden werden, brauchen wir auch etwas anderes.
Verlernen – das, was uns immer erzählt wurde
Es ist nur so, dass uns immer erzählt wurde, dass es genau die oben genannten Dinge sind, die uns glücklich machen werden, sobald wir sie erreicht haben. Und wir haben es viel zu lange geglaubt. Diese Sichtweise hat uns angetrieben, uns immer noch mehr anzustrengen, weil wir ja noch längst nicht am Ziel heiliger Glückseligkeit angekommen sind. Sie hat uns angetrieben bis in den Burnout.
Viele Coaches aller Genre versuchen immer noch, uns genau das zu verklickern und entsprechend teuer zu verkaufen. Wenn wir Wohlstand, eine gewisse Prominenz und endlich ein Vielfaches an Klicks bekommen, wird es uns endlich besser gehen. Wirklich?
Fast so als wäre es in der Genetik verankert, funktioniert unser gesamtes (Leistungs-) Sytsem immer noch auf den Prinzipien Vergleich, Konkurrenz und Geschwindigkeit!
Wen interessieren Qualitäten wie das Mitgefühl und die Feinsinnigkeit der Krankenpflegeschülerin, wenn sie bei der Medikamentenverteilung doppelt so lange braucht wie ihre KollegInnen? Sie fragt bei jeder PatientIn noch einmal nach, ob alles in Ordnung ist. Und vor allem: Sie wartet die Antworten ab.
Wer springt dem Viertklässler bei, wenn er die Hauptstädte der europäischen Länder immer noch verwechselt, obwohl er genügend (?) Zeit zum Üben hatte? Beim Nachbarn abschreiben ist nicht erlaubt. Hier kämpft jeder für sich! Durchgefallen? Pech gehabt!
Verlernen – Muss ich wirklich besser sein als du?
Es ist uns in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich besser sein muss als du, wenn ich wirklich erfolgreich und damit (automatisch?) glücklich werden will. Aber ist das wirklich so?
Während ich dies hier schreibe, stelle ich mir die Frage, welchen Böcken ich selbst im Laufe meines Lebens aufgelaufen bin? Wohin habe ich mich selbst getrieben, weil ich dachte, dass ich ja nur einen Fingerbreit von echtem Wohlstand und größerem Erfolg entfernt sei? Wie lange hat es gedauert, bis ich gemerkt habe, dass ich niemals in der Zukunft glücklich werden kann, sondern immer nur jetzt?
Aber wie komme ich raus aus den alten Vorstellungen? Gelernt ist gelernt. Wie kann mir ein Richtungswechsel überhaupt nachhaltig gelingen? Was muss geschehen, damit ich die alten Verhaltens- und Sichtweisen loslassen kann?
Das Verlernen lernen
Die Antwort: Ich muss lernen, früh Erlerntes zu verlernen!
Das Verlernen lernen. Und wie geht das? Zunächst – wie immer – kommt die Beobachtungsphase. Ich könnte dir ja hier wer weiß was erzählen. Besser, du bringst dich selbst in Beobachtungsposition. Observiere dich mal eine Zeitlang selbst. Und dokumentiere innerlich die Momente, in denen du Glück und Freude empfindest. Was löst ein Glücksgefühl bei dir aus? Und wir lange hält es an? Kannst du ein kurzes Glückmoment von tiefer Glückseligkeit unterscheiden?
Was genau ist es, dass dich eintauchen lässt in die Ursuppe, die sich warm, wohlig und sicher anfühlt? Was lässt dein Herz jubilieren?
Das temporäre Glück steigender Followerzahlen
Seit ich vor zweieinhalb Jahren diesen Blog gestartet habe, ist meine Leserschaft und damit auch die Resonanz, die ich zurückgemeldet bekomme, langsam aber kontinuierlich mehr geworden. Das finde ich total schön! Ich freue mich über jede einzelne würdigende oder auch kritische Rückmeldung. Der Austausch macht tiefe Freude. Diese Freude erlebe ich ganz unabhängig von irgendwelchen Klickzahlen.
Klar freut es mich, wenn ich Abonnentinnen und Followerinnen hinzugewinne. Ich spüre jedoch deutlich, dass diese Art der Freude immer nur recht kurz anhält. Warum? Schon bald lauere ich drauf, dass mir wieder jemand folgen möge.
Die Freude über eine positive Rückmeldung oder die Buchung eines Coachings ist heute genauso groß, wie sie vor einem Jahr war, als ich noch weniger Leserinnen, Abonnentinnen und Followerinnen hatte.
Ich erkenne, dass das Streben nach großen Zahlen nicht zielführend für eine tiefe Glückseligkeit ist. Ich erkenne, dass mein Lebensglück nicht von der Anzahl der Abonnentinnen abhängt.
Aber was ist es dann?
Aber was ist es dann, was in mir ein nachhaltigeres Glücksgefühl erzeugt?
Es ist das Leben an sich. Es sind die Begegnungen. Die Ver-Bindungen. Das Zusammentreffen ebenso wie das Alleinsein.
Manchmal ist es etwas profanes wie das Zubereiten und Essen einer schmackhaften und nährenden Mahlzeit.
Es ist der lebendige Austausch. Ich liebe das Podcast-Interview ebenso sehr wie das Verfassen eines neuen Blogartikels oder die Coachings. Der Umstand, dass ich mit meiner Expertise andere Frauen unterstützen kann, ist einfach wunderbar. Und das ist es vor allem, weil es frei von irgendwelchen Rankings ist, frei von Manipulation oder dem Druck, zu bestimmten Zielen zu gelangen. Anderen zu helfen ist eine echte Glückszutat. Und bei alldem darf es sich anfühlen wie ein Spiel. Das Leben darf sich anfühlen wie ein Spiel.
Ebenso wie im Beruf sind es natürlich auch andere Verbindungen, die das innere Glück nähren. Der unterstützende und liebevolle Partner an meiner Seite. Unsere Kinder, die ihre eigenen Wege gehen und uns daran teilhaben lassen. Es sind Freunde und Nachbarn, deren wahrhaftige Freundlichkeit eine Antwort auf mein Suchen in der Welt ist. Abseits von Konkurrenz- und Kastendenken.
Das fühlt sich so gut an!
Verlernen – Wie schaffe ich den Richtungswechsel?
Haben wir erstmal erkannt, dass die alten Muster, die wir quasi mit der Muttermilch aufgesogen und zu Wahrheiten gemacht haben, nicht zielführend für nachhaltige Zufriedenheit sind, können wir uns um die Frage kümmern, wie wir einen Richtungswechsel am besten hinbekommen.
Ein wichtiger Aspekt, um zu nachhaltigen Veränderungen zu finden ist die Gewissheit, dass ich jeden Tag neu beginnen kann. Genau genommen sogar jeden Moment. Wenn ich merke, dass ich alten Denkmustern auflaufe, darf ich mich selbst daran erinnern, dass sie mich zu keinem erstrebenswerten Ergebnis führen werden. Das haben sie in der Vergangenheit auch nicht.
Auf diese Weise ist es möglich, sowohl veraltete Gewohnheiten als auch antiquiierte Glaubenssätze zu verändern. Ich darf die alten Blaupausen verlernen. Um in neue erstrebenswerte Verhaltens- und Erlebensmodelle zu finden, macht es Sinn, sich mit dem eigenen tiefen Sehnen zu verbinden. Welche Qualitäten wünschst du dir wirklich für dein Leben?
Nimm dir Zeit!
Und dann nimm dir mit Veränderungen, die dir wichtig erscheinen, Zeit. Nichts muss von heute auf morgen geschafft sein. Langsamkeit ist ja bereits ein Aspekt, der die alten Mühlen nicht mehr bedient. Der uns stattdessen tiefer ins Leben eintauchen lässt. Wachsen wir langsam aus etablierten Gewohnheiten in neue Routinen, so ist Nachhaltigkeit viel wahrscheinlicher als wenn wir ganz schnell ganz viel ändern. So etwas geht am besten Schritt für Schritt. Und nach jeder Veränderung dürfen wir uns Zeit nehmen, nachzuspüren, ob die Richtung stimmt. Wie fühlt es sich an?
Die gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Irrtümer, die wir über viele Generationen angesammelt haben, sind extrem vielfältig und allgegenwärtig. Sie tarnen sich unter dem Deckmantel der „Normalität“.
Ein kurzer Blick auf unsere Volksvertreter
Beobachte nur einmal unsere Politiker. Sollten sie nicht Vorbilder sein? Wie gehen sie miteinander um? In Bundestagsdebatten oder Gesprächsrunden fallen sie übereinander her. Ganz vorne rangieren Abgrenzung, Gewalt, Machthunger, Herabwürdigung und die strikte Weigerung, die Position des anderen auch nur einmal zu bedenken. Das sind die Menschen, die beispielsweise Schul-, Kita-, und Senioren-Konzepte entwickeln. Verrückterweise erwarten wir von unseren Kindern, dass sie sich anders benehmen. Sie sollen hilfsbereit, aufrichtig und möglichst freundlich im Umgang mit anderen sein. Ist das überhaupt möglich, bei solchen Vorbildern? Braucht unsere Welt ein solches Gebaren immer noch? Besser geftagt: Wie lange verträgt unsere Welt diese Gangart noch? Die auffallensten Stilmittel in Wahlkämpfen sind nach wie vor Scheinheiligkeit, fragwürdige Versprechungen und die Diffamierung politischer Gegner.
Und das geht quer durch alle Parteien. Dies alles sind längst überholte Zutaten, aus denen, je höher die Machtpositionen der Protagonisten sind, Kriege entstehen.
Wollen wir diesen Trend weiterhin unterstützen?
Verlernen was „normal“ erscheint
Auch wenn uns das alles „normal“ erscheint, spüre ich deutlich, dass ich mir auch und gerade an dieser Stelle nicht nur einen anderen Umgangston und menschlichere Umgangsformen, sondern auch eine neue Ebene fairer Lebenskultur herbeisehne. Und offen gesagt, habe ich den Eindruck, dass Ideen dieser Art in großen Teilen der Zivilgesellschaft auch längst angekommen sind. Wer will dieses ganze Gehacke noch?
Es wird Zeit, veraltete, aber immer noch salonfähige Attribute wie Wettbewerb, Konkurrenz, Getrenntheit oder „Ich zuerst“ ernsthaft infrage zu stellen. Wir dürfen diese überholten Vorstellungen vom Leben getrost verlernen. Wir brauchen so dringend Eigenschaften wie Mitgefühl, Zusammenhalt, Wahrhaftigkeit oder Selbst- und Nächstenliebe. Und das brauchen wir nicht nur in der Theorie oder in Instagram-Posts.
Was wäre, wenn nicht mehr die Lautesten, Reichsten oder Rücksichtslosesten die führenden Positionen besetzen würde? Was wäre, wenn Entscheidungen zugunsten von Minderheiten getroffen werden würden? Auf diese Weise wäre es möglich, alle Menschen mitzunehmen. Es würde niemand mehr zurückbleiben.
Tja… und jetzt?
Jetzt habe ich einmal mehr lamentiert.
Konnte ich verständlich machen, um was es mir geht? Ich finde es wichtig, dass der Aspekt genau dieses Verlernens alter Denkmuster viel mehr ins Gespräch kommt. Er darf allmählich in unser aller Bewusstsein einsickern. Wie immer fängt es bei jeder und jedem Einzelnen an. Bei mir. Bei dir. Wenn wir nicht länger bereit sind, die alten Schubladen mit verirrten Paradigmen zu füllen, wird es irgendwann keinen Nachschub mehr geben. Dann ist die Zeit gekommen, in der auch die Letzten begriffen haben, dass wir nicht nur als Menschen bezeichnet werden sondern auch wie Menschen miteinander umgehen möchten.
Ich wünsche dir, dass du dich selbst immer besser erkennst. Dass du dich selbst beobachten kannst und in dir die bereits existente Bereitschaft für ehrliches und menschliches Miteinander, kreative Schöpferkraft, faire Streitkultur und Liebe nähren kannst. Mehr braucht es nicht.
Wenn du dazu bereit bist, sind wir schon zwei.
In diesem Sinne
Alles Liebe …
Deine Daniela
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