Spiritualität oder Religiosität?

Auf dem Bild sieht man unterschiedliche religiöse Gegenstände und den Satz Spiritualität oder religiosität?


Spiritualität oder Religiosität?

Spiritualität oder Religiosität?

Je älter wir werden umso intensiver klopfen Fragen nach unserer spirituellen oder religiösen Ausrichtung bei uns an. Das liegt in der Natur der Dinge. Ich erlebe es immer wieder. Nicht nur bei mir selbst.


Auch mein Vater war in den letzten Jahren seines Lebens mit seiner eigenen Spiritualität, die ich auch Religiosität nennen möchte, intensiver unterwegs als in der Zeit, in der er beruflich ausgelastet war.

Warum stellen wir uns mit sechzig oder siebzig diesbezüglich andere Fragen als mit dreißig?

Ich denke, es hat viel damit zu tun, dass wir in jungen Jahren damit beschäftigt sind, uns beruflich zu orientieren, vielleicht eine Familie zu gründen oder andere „weltliche“ Ziele zu verfolgen. Wir verorten uns ganz in der Welt. Und denken, wir hätten für alles andere noch Zeit genug. Außerdem müssen wir Geld verdienen, um unsere gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe und Handlungsfähigkeit zu sichern.

Werden wir älter, so wird uns zunehmend klar, dass wir nicht mehr alle Zeit der Welt haben, um die tiefen Lebensfragen noch länger vor uns her zu schieben.

Warum sind wir hier? Woher kommen wir? Wohin werden wir gehen? Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, uns ernsthaft auf die Suche zu machen.

Aber auf die Suche nach was?

Ich behaupte, dass es die Suche nach Gott ist, die uns umtreibt. Im Grunde genommen ein Leben lang. Wir werden in die Welt geworfen, jede(r) an den für ihn oder sie richtigen Ort und dann geht es genau genommen um nichts anderes als darum, den Weg zu Gott zurück zu finden. Es ist nur so, dass wir MeisterInnen darin sind, uns von der eigentlichen Mission, die tief in uns verankert ist, abzulenken.
Und es ist ja auch so einfach. Die Möglichkeiten, den wesentlichen Aspekten des Lebens und auch sich selbst auszuweichen, werden immer ausgeklügelter und allgegenwärtiger. Auch einmal Langeweile zu spüren ist nicht mehr vorgesehen. Eine solche Haltung dem Leben gegenüber  verursacht allerdings früher oder später Leiden.

Irgendwann kommt der Tag, an dem wir erfassen, dass es neben unserer Mietwohnung oder unserem Haus aus Stein noch ein weiteres, ein endgültiges Zuhause geben muss. Einen Ort, wo wir auch dann noch hingehören, wenn unsere Reise auf der Erde beendet ist. Einen nachhaltigen Ort. Stellt sich jetzt nur die Frage, wie wir den finden und wie wir dorthin gelangen? Und schaffen wir das in unserer verbleibenden Zeit überhaupt noch?

Nun gibt es zwei große Felder, denen ich sowohl auf meinem eigenen Weg als auch bei der Begleitung anderer Menschen, die mit ihren tiefen Lebensfragen unterwegs sind, begegne.

Das eine Feld ist die Spiritualität, das andere die Religiosität.

Irgendwo dazwischen stehe ich und habe Mühe, meinen Platz einzunehmen. Muss ich mich für einen der Wege entscheiden? Und bleibt der andere dann für mich versperrt? Wo bin ich mit meinem Gottverständnis richtig? Ich betrachte meine Spiritualität definitiv auch als eine immer tiefer wachsende Religiosität. Wohin wende ich mich mit meinem Bedürfnis nach spirituell-religiöser Zugehörigkeit?

Neulich habe ich seit langem einmal wieder einen Gottesdienst besucht und musste feststellen, dass dies nicht der Ort ist, an dem mein Durst nach Gotterfahrung auch nur annähernd gestillt werden könnte. Schade eigentlich!

In vielen Kirchengemeinden werden Themen, die wie längst gesäte Blumensamen, entlang meinem Weg des Älterwerdens nach und nach keimen und aufblühen, weitestgehend ausgespart. Dabei können sie auch für jüngere Menschen wegweisend sein. Gotterfahrung gibt es hier immer noch nur aus zweiter Hand. Und oft nicht einmal das. Es gibt Geschichten, von Menschen erzählt, die etwas über Gott gelernt, Gott jedoch nie selbst erfahren haben.

Wo bleibe ich beispielsweise mit meinen Fragen nach karmischen Zusammenhängen? Nach Ursache und Wirkung unseres Handelns über unsere übersichtliche Lebensspanne hinaus? Selbst in der Bibel finden sich Hinweise darauf. Warum bekommt dieses große Thema keinen Raum? Es ist doch wichtig. Weil es so vieles erklärt, für das wir kleinen Menschen kaum Erklärungen haben.

Und weil es gerade dann, wenn wir uns dem Ende des Lebens nähern, oft ein Ringen um Erklärungen und Sinnfragen ist.

Und so fühle ich mich in religiösen Kontexten unsicher, wenn ich von meinem Mantra oder meiner Yoga- und Meditationspraxis berichte. In der Vergangenheit kam es tatsächlich vor, dass ich, als ich von einem laufenden Yogakurs sprach, gefragt wurde, wie ich denn Yoga mit meinem christlichen Glauben vereinbaren könne?

Umgekehrt traue ich mich kaum, die Worte Gott oder Jesus in spirituellen Kreisen zu erwähnen. Die Menschen dort kennen sich in den Wirkweisen der indischen Götter bestens aus, mit dem Evangelium dagegen können sie nicht viel anfangen.

Gerade in den Social Medias erlebe ich auf beiden Seiten auch „harte Fraktionen“. Und frage mich immer wieder, warum das so ist?

Es fühlt sich an, als ob sich da auf keinen Fall irgendwas vermischen darf. Ich lese von einem Pfarrer, der sich selbst nicht als spirituellen Menschen betrachtet, kaum einmal still mit sich alleine sein mag. Jedoch aus dessen Texten ich eine Spiritualität deutlich herauslese.
An einem anderen Tag spreche ich mit einer Frau, die schon seit Jahren regelmäßig meditiert und spirituell gut unterwegs ist, die jedoch, sobald das Wort „Gott“ fällt, deutlich zu erkennen gibt, dass sie damit ein Problem hat.

Liegt es daran, dass es in den Religionen immer noch zu viele Dogmen gibt? Zu viele auswendig gelernte geistige Trampelpfade? Oder daran, dass Menschen in kirchlichen Ämtern zu allen Zeiten ihre eigenen Interessen im Namen Gottes nach vorne getrieben und ihre Macht auf unterschiedlichste Weise missbraucht haben? Und dies immer noch tun? Manchmal fühlt es sich an, als ob etwas im Inneren der Menschen zerspringt, wenn ich mich in einem Gespräch mit den entsprechenden Begrifflichkeiten am falschen Ort befinde. Es baut sich unmittelbar eine Distanz auf. Dabei beobachte ich, dass es häufig nichts weiter als Begrifflichkeiten sind, die Trennungen hervorrufen.

Besonders schwierig wird es, wenn die eigene Sichtweise als die einzig mögliche angesehen wird.

So sehr wünsche ich mir, dass die Suche nach Gott uns als Menschen verbinden kann. Ist es wirklich wichtig, ob der Strahl Gottes, der uns und unser inneres Licht scheinen lässt, Atman oder Seele heißt? Manche Menschen reden von Gott, andere vom Kosmos oder vom Sein. Begriffe, die in ihren Bedeutungen so sehr vom Ego zerpflückt und verunstaltet wurden, dass sie ihre Unschuld dadurch längst verloren haben. An ihnen haften Misstrauen, Zwietracht und Unfriede.

Mein persönliches Vokabular ist groß. Das ist nicht so, weil ich mich mit allem gemein machen möchte. Es ist so, weil es so unendlich viele Möglichkeiten gibt.

Einmal das enge Korsett der Konventionen abgelegt, ist es mir unmöglich, mich da wieder hineinzupressen.

Je tiefer wir mit unserer Innenwelt in Kontakt kommen, umso komplexer und vielschichtiger ist das, was wir dort finden. Gott ist grenzenlos groß, verbale Haarspaltereien dagegen begrenzend und klein. Ich möchte mich lieber dem Großen als dem Kleinen zuwenden.

Warum erkennen wir im Beisammensein vor allem immer das, was uns vom anderen trennt?

Ich wünsche mir überall da, wo sich Menschen auf die Suche nach Gott begeben, LehrerInnen, Geistliche, Selbst-Gott-ErfahrerInnen, die uns helfen können, in die eigene Erfahrung mit Gott zu kommen. Die uns den Weg in eine spirituelle Mündigkeit, in religiöse Selbstverantwortung zeigen. Wir brauchen selbst-kompetente Begleiter und nicht Hirten für Lämmerherden. Genauso wenig brauchen wir allwissende und allzu aufgeblasene Selbstdarsteller. Ein bisschen Bescheidenheit wäre hier und da angesagt.

Wenn ich erkenne, dass es möglich ist, Gott schon in diesem Leben selbst zu erfahren und niemand anders das an meiner Stelle für mich tun kann, bin ich auf dem Weg. Warum und vor allem worauf sollte ich dann noch warten?

Das gleiche gilt für dich. Wenn du Gott erfahren möchtest, bedeutet das, mit der Tiefe in dir selbst in Kontakt zu treten. Und dafür gibt es nicht nur einen einzigen Weg.

Ich möchte an dieser Stelle zwei Webseiten verlinken, die – wie ich finde – sehr verbindende Inhalte in die Welt transportieren:

Christina Brudereck folge ich auf Instagram und kann diesen Kanal wärmstens empfehlen. Üblicherweise postet sie täglich einen starken Impuls zur Tageslosung oder zu einem aktuellen Thema. Ich erlebe ihre Texte als verbindend und weltoffen. Eine Frau, die eindeutig über den Tellerrand schaut.

Der Verlag Andere Zeiten ist für seinen wunderbaren Adventskalender bekannt. Schon seit Jahren begleitet mich dieser Adventskalender nicht nur bis zum Heiligen Abend, sondern darüber hinaus durch die Rauhnächte bis zum Dreinkönigstag. Für mich, die ich mich in dieser Zeit so dünnhäutig erlebe, ist das tatsächlich wie ein Licht, welches erst dann verlöscht, wenn ich sicher am anderen Ufer angekommen bin.
Bei Andere Zeiten findest du auch Bücher, Postkarten und mehr. Sämtliche Inhalte sind inspirierend und herz-berührend. Ebenso gibt es unterschiedliche Aktionen und Veranstaltungen, sowohl in Präsenz als auch online. Wer Nahrung für seinen spirituell-religiösen Weg sucht, tut gut daran, sich bei Andere Zeiten umzuschauen.

Wir kleinen Tropfen brauchen die Verbindung zum großen Ozean. Dass wir sie spüren möchten, ist von Anfang an tief in uns angelegt. In jeder einzelnen. Wo stehst du? Wie bist du unterwegs?
Ich wünsche dir kompetente Antworten auf deine tiefen Lebensfragen. Wenn du Unterstützung brauchst, dann kontaktiere mich gerne.

Viele herzliche Grüße,

Deine Daniela

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