Die Pause

Suf dem Bild sind Hände zu sehen, die eine Tasse halten. Und das Wort Pause!


Die Pause

Die Pause.

Laut Wikipedia ist sie die „Zeitlich begrenzte Unterbrechung eines Vorgangs“.

Das ist treffend beschrieben, wie ich finde. Aber das ist noch längst nicht alles!


Für mich sind regelmäßige Pausen existenziell. Sie sind die Voraussetzung, um überhaupt leistungsfähig zu sein. Sie gehören untrennbar zur Leistungserbringung dazu.

Rein arbeitsrechtlich ist die Pause sehr klar definiert. Eine sogenannte Ruhepause gilt erst dann als Pause, wenn sie eine Mindestdauer von 15 Minuten hat. Wer länger als sechs Stunden pro Tag arbeitet, muss mindestens 30 Minuten Pause machen. Damit gilt die klassische 7-minütige Zigarettenpause streng genommen nicht als Pause.

Aber warum ist die Pause so wichtig? Wir tun doch dann nichts.

Eigentlich ist die Pause nichts Passives in dem Sinne, wie wir das üblicherweise verstehen.

Ich erkläre das mal am Beispiel von Yoga.

Während meines morgendlichen Yoga mache ich – und so habe ich es von meinem Yogalahrer gelernt – zwischen den einzelnen Übungen immer wieder Pausen. Das sind sogenannte kleine Zwischen-Entspannungen. In diesen Pausen spüre ich in den Körper hinein. Und siehe da, es geschieht etwas. Ich spüre in den Körperregionen, die gerade vorhin aktiv waren, vermehrt Energie fließen. Da kommt etwas an.
Würde ich einfach eine Übung nach der anderen machen, entginge mir ebendieses Körpergefühl. Außerdem würde ich meinem Körper nicht erlauben, im vollen Umfang den Nutzen aus den Dehnungen, den Balanceübungen und überhaupt allen Asanas (Körperübungen im Yoga) zu ziehen. Besonders Spannungsknoten, die sich durch die Asanas lösen, bekommen durch die kurze Unterbrechung für einen Moment meine volle Aufmerksamkeit. Und die bekommen sie nicht, weil sie gerade schmerzen, sondern weil sich das Lösen dieser Spannungsknoten so unglaublich wohlig anfühlt. Probiere es einmal aus. Der Körper braucht einen Moment, bis eine Übung wirklich ihre komplette Wirkung tun kann. Und das kann man fühlen.

Während wir gedanklich oft rasend schnell unterwegs sind und eine Information die nächste jagt, braucht der Körper etwas mehr Zeit, um Eindrücke und Informationen aufzunehmen und entsprechend zu verarbeiten. Dadurch entsteht mit der Zeit ein Versatz, der dafür sorgt, dass wir immer weniger im Einklang mit uns selbst leben. Dieser Prozess beginnt bei den meisten schon sehr früh.

Und so haben wir vergessen, dass wir unseren Körper und unsere Seele auf der Reise durch das Leben mitnehmen sollten. Durch früh erlernte Sprüche wie „Mach voran“, „Beeil dich“ oder „Hör auf zu träumen“ geht uns allmählich das Gespür für den Wert von Müßiggang und Pausen verloren. Nichts darf mehr länger dauern als unbedingt nötig. Das hat zur Folge, dass wir im Laufe der Zeit immer mehr die Verbindung zu uns selbst verlieren. Werden Körper oder/und Psyche dann krank, stellen wir uns nicht selten die Frage, wie das passieren konnte? Sucht uns eine schwere Erkrankung heim, fragen wir gerne: „Warum ausgerechnet ich?“.

Ich halte es für wichtig, dass sich die Pause von dem, was wir in pausenfreien Zeiten tun, klar unterscheidet. Sitzen wir viel, weil unser Beruf das verlangt, sollten wir uns in den Pausen bewegen. Ein paar Yogaübungen, ein Spaziergang in der Natur, eine Runde mit dem Fahrrad würden nicht nur einen Ausgleich schaffen für das viele Sitzen, sondern gäben uns die Gelegenheit, uns selbst zu spüren. In den Körper hineinzuspüren. Der Körper lügt nicht! Wir können spüren, wie es uns tatsächlich geht. Wie bin ich heute drauf? Gibt es Stimmungen, die in der Unruhe des Alltags gerne überspielt werden? Sind die Rückenschmerzen von gestern immer noch da? Was hat sich verändert?

Auf der Parkbank mit geschlossenen Augen dem Wind nachspüren. Meditieren. Du bist! Lass dies einfach für den Moment genügen. Ich bin auch großer Fan des berühmten Powernapping. Zehn Minuten reichen. In jeder Firma sollte es hierfür einen Ort geben.

Besonders wenn der Berufsalltag körperlich anstrengend ist (z.B. in Pflegeberufen oder im Bauhandwerk) brauchen wir Gelegenheiten, zwischendurch in eine so tiefe Ruhe zu finden, dass wir unseren Körper deutlich spüren. Das ist nötig, um frühe Signale einer Überforderung zu erkennen und uns entsprechend zu schützen.

In unseren Schulen gibt es festgelegte Pausenzeiten. Dass die Bedürfnisse der Kinder, eine Pause zu machen, wenn sie eine brauchen, dabei quasi nicht berücksichtigt werden, versteht sich von selbst. Bei der Entwicklung neuer Schulkonzepte sollten diese Aspekte unbedingt mit einfließen. Ebenso wie gute Pausenorte. Bewegungspausen sind genauso wichtig wie die Möglichkeit zur Ruhepause. Zum Powernapping! Aktions- und Silentiumräume, Sport- Yoga- und Meditationsangebote sind in meinen Augen am Ort Schule (der für viele Kinder ein Lebens-Ort geworden ist) dringend erforderlich.

Und eine eiserne Regel sollte in allen Schulen gelten. Eine Regel, die, so oft ich mit Schule zu tun hatte, immer von Lehrern missachtet wurde. Vermutlich weil es diese Regel nicht verpflichtend gibt oder zumindest bis vor kurzem nicht gab:

Jedes Kind muss unter allen Umständen die für das Kind richtige Form der Pause machen dürfen. Punkt!

Im Zusammenhang mit Pausen spreche ich auch gerne von Übergängen. Manche Menschen sprechen ein Gebet vor dem Essen. Bei uns war das früher nicht üblich. Irgendwann haben wir uns allerdings angewöhnt, kurz innezuhalten und still zu werden, bevor wir mit dem Essen beginnen. Wir machen eine kurze Übergangs-Pause. Es reichen ein oder zwei Minuten, um in eine Präsenz zu kommen, um die vorherigen Tätigkeiten und Gespräche loszulassen. Ob ich ein kurzes Gebet spreche, ein paar bewusste Atemzüge nehme oder einfach still in den Körper spüre, spielt dabei keine Rolle. Alles ist gleich gut geeignet, um einen bewussten Übergang von einer Tätigkeit zur nächsten zu schaffen.

Zwischen meiner Nachmittagsarbeit und der anschließenden Meditation mache ich auch eine kurze Pause. Sommertags gehe ich dann gerne einmal (barfuß) durch den Garten, im Winter schaue ich ihn mir durchs Fenster an. Ebenso lege ich mich nach dem Meditieren gerne noch fünf Minuten hin. Ich möchte, dass die Meditation ihre volle Wirkung entfalten kann, dass das Meditieren nicht nur ein weiterer Punkt auf meiner To-Do- Liste ist.

Beobachte einmal deinen Alltag. An welcher Stelle rauschst du von einer Sache in die nächste?

Ein paar bewusste Atemzüge nehmen, schluckweise ein Glas Wasser trinken, den Körper ein wenig dehnen (und der Dehnung nachspüren) oder sich an das offene Fenster stellen, um Sauerstoff zu tanken sind sehr gute Methoden, kleine Unterbrechungen in den Tag einzubauen.

Welche Arten von Pausen kennst du?

Stell dir einmal die Musik ohne Pausen vor. Die Stücke leben ebenso von den Pausen wie von den Tönen.

Im Fußball gibt es die Halbzeitpause. Ein Moment Ruhe für die Muskulatur der SpielerInnen. Etwas trinken und dann mit neuem Schwung in die zweite Halbzeit.

Während wir Atmen geschieht zwischen Ein- und Ausatem auch jeweils eine kurze Pause.

Unsere drei Landschildkröten gehen in eine 5-6-monatige Winterruhe. Sie machen eine lange Pause, bevor sie im Frühjahr wieder auftauchen und das Sommerhalbjahr genießen.

Warum die Menopause als Pause bezeichnet wird, weiß ich nicht so genau. Eigentlich hört ja etwas auf. Es pausiert nicht nur. Weißt du, warum der Begriff Pause hier verwendet wird? Schreib es gerne in die Kommentare.

Was gibt es noch für Pausen?

Fallen dir noch welche ein? Auch hier bist du eingeladen, sie in die Kommentare zu schreiben.

Ich wünsche uns allen, dass wir uns selbst und unsere Grenzen ernstnehmen. Und das nicht erst wenn wir Symptome von Erschöpfung oder Überforderung feststellen. Ich wünsche uns dass wir uns selbst, unseren Kindern und allen Anderen ausreichende Pausen zugestehen. Wie wäre es, wenn wir lernen, regelmäßige Pausen zu kultivieren? Was wäre, wenn die Pausen endlich ihr schlechtes Image verlieren und als wichtige Ressource zur Gesunderhaltung des Menschen und des Planeten Erde erkannt werden?

Ich wünsche dir, dass du immer sicherer spürst, wann dein Körper oder der Geist eine Pause braucht. Nimm sie dir! Du tust es nicht nur für dich.

Alles Liebe,

Deine Daniela

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